Schaffung eines Kultlabels
Alles begann mit einem bescheidenen Musiklabel und ein paar Jeans. Seit seinen Anfängen im Jahr 2002, hat sich der „Purveyor of cool” zu einer kultigen Modemarke und einem Kult-Music-Label mit Coffee-Shops in Paris und Tokio gemausert. Wie war eine solche Entwicklung möglich? Mitbegründer Gildas Loaëc ließ COMPANION wissen, wie er eklektische und klassische Elemente ausfindig macht, um in diesen schnelllebigen Branchen die nötige Frische zu bewahren.
An einem bestimmten Punkt stoßen alle kreativen Köpfe auf dieselbe Frage: wie schaffe ich es, dass die Leute sich dafür interessieren, was ich mache? Wie kann ich anderen meine Begeisterung für meine Musik, meine Holz- und Näharbeiten oder für meine Wasserfarben vermitteln? Während einige Künstler sich damit zufriedengeben mögen, ihre Produkte im stillen Kämmerlein zu erstellen und Dinge, die ein Publikum und Präsentationen brauchen, der Nachwelt überlassen, ringen zahlreiche andere in verschiedenen Phasen ihrer Karriere mit solch prosaischen Dingen. „Wenn man eine Idee hat und diese umsetzt, dann ist erst die Hälfte der Arbeit erledigt”, meint der Autodidakt und Talentjäger Gildas Loaëc. Gildas war der künstlerische Leiter des französischen Elektronikduos Daft Punk in dessen frühen Jahren und gründete 2002 zusammen mit dem japanischen Architekten Masaya Kuroki etwas, das sich zum Kitsuné-Empire entwickeln sollte. Seit damals haben die drei Geschäftszweige – Maison Kitsuné als Modemarke, Kitsuné Musique, als Music-Label und Café Kitsuné, die Coffee-Shops – eine treue weltweite Fangemeinschaft hinter sich versammelt.
„Dann musst du dir vorstellen, wie die Menschen einen Zugang dazu finden oder wie du bei den Menschen mit dem, was du gemacht hast, etwas auslöst. Mit welcher Geschichte willst du deine Idee umgeben, so dass du die Menschen ansprichst, dass sie sie entdecken und später mit ihren Freunden darüber reden möchten?”
Geschichten zu kreieren ist genau das, was Gildas ausmacht. Er benutzt nicht ein einziges Mal den Begriff „Branding”, obwohl er es liebt, sein Französisch mit anderen Modewörtern, die der englischen Sprache entlehnt sind aufzupeppen - Wörtern wie „organic”. Das von ihm mitgegründete Unternehmen Maison Kitsuné verkörpert die Detailfreudigkeit, die die längste Zeit von Gildas’ Karriere geprägt hat.
Die Hauptgeschäftsstelle von Maison Kitsuné liegt ein wenig versteckt in einer stillen Seitenstraße der Grands Boulevards, eine der Schlagadern der französischen Hauptstadt, die mit ihren breiten Gehwegen, eleganten homogenen Fassaden und umlaufenden Balkonen für Freizeit und Luxus steht. Gildas‘ Büro ist ein bescheidener Raum, vollgestopft mit Leinwänden und Erinnerungsstücken, von denen er schwört, dass er versuchen werde sie loszuwerden. Auf dem Couchtisch, die glitzernde Kunststofffigur eines japanischen Hundes, der sein Häufchen macht. Angelehnt an den Tisch ein Konzertposter für ein fiktives Event, das niemals stattgefunden hat.
Die Kombination aus eklektischen und traditionellen, aus unkonventionellen und etablierten Elementen scheint Gildas’ Spezialität zu sein und stellt gleichermaßen das dar, was die Marke Maison Kitsuné unverkennbar macht und ihre Langlebigkeit garantiert. Der am westlichsten Zipfel Frankreichs in Finisterre - wörtlich übersetzt „Ende der Welt” - geborene und aufgewachsene Gildas, ist überraschend schüchtern für jemanden, der ein Unternehmen mit mehr als 80 Mitarbeitern leitet. Interviews zu geben ist offensichtlich nicht der Teil seiner Arbeit, der ihm am meisten liegt, da er bei jeder Frage, die ihm gestellt wird, zusammenzuckt und kaum einen Satz beendet. Nur wenn er von seiner Leidenschaft für die Musik erzählt - als Oberschüler, als er den größten Teil seiner Zeit auf Rave-Partys verbrachte und ein Fan-Magazin produzierte und dann, als er als Neunzehnjähriger in Paris einen Laden für Vinylplatten eröffnete und damit begann, mit DJs und Skatern abzuhängen - nur dann hört er auf, sich in seinem Stuhl hin und her zu drehen.
Fragt man Gildas, sind die meisten seiner bisherigen Erfolge zufälligen Zusammentreffen zu verdanken: In seinem Plattenladen traf er auf die beiden französischen DJs, die später Daft Punk werden sollten sowie auf seinen Geschäftspartner Masaya Kuroki. „Die Idee bestand, und das ist vielleicht auf eine gewisse Weise egoistisch, darin, einfach nur Spaß zu haben und jedenfalls das zu tun, wozu wir Lust hatten: Mode, Musik und Style”, sagt Gildas. Bei seiner Gründung 2002 fing Maison Kitsuné als ein Music-Label mit ein paar Jeans, Cardigans und Hemden an. Im Laufe der Zeit wuchs die Marke und umfasste eine umfangreichere Kollektion an Kleidung sowie DJ-Nächte, Online-Streaming und Cafés sowohl in Paris als auch Tokio. Mit seinem Sortiment an Jacken, Hemden und Strickmoden im Preppy-Style bewegt sich das Modelabel jenseits des klassischen Pariser Looks: eleganter Minimalismus und neutrale Fashion-Basics. Für Gildas ist es jedoch wichtig, sich nicht allzu sehr auf seinen Lorbeeren auszuruhen.
„Wir spielen mit Bezugnahmen auf die 60er und frühen 70er Jahre. Wir nehmen gern einen Film oder beziehen uns auf etwas Vorhandenes, machen es dann aber für die heutige Zeit relevant. Wir stehen nicht darauf, genaue Nachahmungen zu produzieren, sondern wir geben den Dingen irgendwie einen Impuls, der sie frisch bleiben lässt,” sagt Gildas über die allgemeinen ästhetischen Richtlinien der Marke. Frisch zu bleiben ist eine seiner Obsessionen. Der sechsundvierzigjährige Vater von zwei Kindern machte sich niemals Gedanken darüber an einer Universität zu studieren, weil er dazu keine Geduld hatte. Auf einem Markt, wo französische Mode von großen etablierten Konzernen dominiert wird und kleinere Marken häufig von Absolventen eines Wirtschaftsstudiums gegründet werden, hebt er sich damit deutlich ab.
„Ich habe eine klare Meinung zu vielen Dingen, ohne dass mir jemand erzählt, was ich denken sollte,“ bemerkt er. „Ich denke, dass ich in der Lage bin, ziemlich schnell das zu definieren, was etwas gut macht, d. h. das was Sinn macht und was viele Menschen anspricht. Während der Mitbegründer Masaya den Geschäftsbetrieb in Asien leitet, hat Gildas’ Intuition ihn dazu inspiriert, nach jungen Musikern wie der australischen Band Parcels Ausschau zu halten, mit Straßenmusikern wie André zusammenzuarbeiten und eine Linie von Kitsuné-Cafés zu entwickeln. Eines davon ist das Palais Royal mit seiner Sommerterrasse, die auf das Schlossgelände geht. Gildas liebt es, Besucher durch eine bescheidene Hintertür zu führen und ihr Erstaunen zu beobachten, wenn sie die royale Pracht auf der anderen Seite entdecken.„Das Palais Royal [verfügt über] die schönsten Gärten von Paris. Und man sagt, dass Paris die schönste Stadt der Welt sei, so dass wir uns hier in den schönsten Gärten der Welt befinden” fügt er hinzu und kann kaum seine Freude verbergen.
Dies scheint das Geheimnis hinter dem Erfolg von Maison Kitsuné insgesamt zu sein: Risiken eingehen, aber gleichzeitig das Traditionelle mit dem Neuen kombinieren und auf diese Weise ein breiteres Publikum anzusprechen. „Wenn ich eine Sache herausgreifen sollte, auf die wir stolz sind, so wäre das die Tatsache, dass wir aufgrund unserer zahlreichen Aktivitäten in der Lage waren, eine Vielfalt unterschiedlicher Menschen anzusprechen. Ohne uns allzu sehr zu bemühen, erreichen wir Menschen im Alter von 15 bis 65, unabhängig davon, ob sie unsere Musik streamen, Kleidung in einem schicken Warenhaus kaufen oder einen Kaffee trinken”.Wenn man mit Gildas spricht, dann wird deutlich, dass Musik kein Add-on für den Verkauf von Kleidung ist, dass die Modeartikel kein Nebenprodukt der Musik sind und dass auch die Cafés für sich selbst stehen. „Um Dinge gut zu machen, muss man sie eins nach dem anderen angehen” rät Gildas. „Ich lerne jeden Tag etwas Neues“. Angesichts seiner weitgefächerten Interessen kann das kaum überraschen.
Entdecke den Rhythmus von Paris
Pariser Sonnenuntergänge genießt man am besten auf einer Terrasse mit einem Aperitif in der Hand. Einer der besten Plätze die letzten Sonnenstrahlen zum Klang (kostenloser) Open-Air-Konzerte mitzunehmen, ist das Moncoeur Belleville, ein angesagtes Restaurant mit Bar und einem weiten Blick über die Stadt.
Opéra de Paris – Palais Garnier
Wer einen opulenten Abend erleben will, kommt kaum an der Pracht des Palais Garnier vorbei, das architektonische Elemente des Barock, von Palladio und der Renaissance kombiniert. Das Programm, das die Klassiker (Mozart, Verdi) mit eher experimentellen, zeitgenössischen Stücken ergänzt garantiert, dass es für jeden Geschmack das Richtige gibt.
Einige Klischees sind einfach dazu da angenommen zu werden. Wie zum Beispiel eine Pilgerfahrt, bei der man Rosen auf das Grab eines Idols legt.Auf dem berühmtesten (und grünsten) Friedhof von Paris, Père Lachaise, befinden sich die Gräber von Frédéric Chopin, Édith Piaf und Jim Morrison — um nur ein paar zu nennen.
Soul, Disco, Jazz, Gospel — im L’Entrée des Artistes (Der Künstlereingang), einer Kult-Cocktailbar in Pigalle, wird der Soundtrack ebenso ernst genommen wie die gut geschüttelten Drinks. Eine erstklassige Besetzung an DJs legt einen eklektischen Plattenmix auf, der für gute Stimmung für die Nacht sorgt.
Bereit, ein wenig loszulassen? Von Dienstag bis Samstag ab 23:00 Uhr, öffnet David Lynchs kultiger Mitgliederclub, das Silencio, seine Pforten für das Publikum für Club-Nächte, in denen Hiphop, Electro und Diskomusik im Mittelpunkt stehen. Gehen Sie hinunter auf die Tanzfläche und begegnen Sie den Who-is-who von Paris.